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Page de couverture de Die Behandlung der Borderline Störung #2 – Das Eiermodell

Die Behandlung der Borderline Störung #2 – Das Eiermodell

Die Behandlung der Borderline Störung #2 – Das Eiermodell

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In dieser Folge von Erzähl mal setzen wir die Reihe zur Borderline-Störung fort – mit einem weiteren Einblick in die Psychoedukation und therapeutischen Strategien. Nach dem „Hausmodell“ der letzten Episode geht es diesmal um das Eiermodell – ein Bild, das verdeutlicht, warum der Weg aus der Destruktivität heraus so oft von Rückschlägen begleitet wird und warum Fortschritt sich manchmal paradox anfühlt.

Das Ei steht symbolisch für die Entwicklung in der Therapie: Am unteren Ende finden wir die destruktive Zone – das Chaos, die Verzweiflung, die Selbstabwertung. Von hier aus beginnt der therapeutische Aufstieg: Schritt für Schritt, mit ersten Erfolgen, mit wachsender Hoffnung. Doch anders als viele glauben, wird der Weg nach oben nicht leichter – sondern steiler. Je weiter man sich von der Verzweiflung entfernt, desto intensiver werden die inneren Konflikte.

Genau hier entsteht ein Dilemma: Wenn Betroffene hören, dass „es gerade richtig gut läuft“, kann das unbewusst Angst auslösen – die Angst, nicht mehr gebraucht zu werden, verlassen zu werden, wieder allein zu sein. Das positive Feedback wird dann nicht als Ermutigung, sondern als drohender Abschied erlebt. Aus Schutz vor diesem Verlust kippt die Stimmung – und der Aufstieg verwandelt sich in einen Absturz.

Das Eiermodell beschreibt auch die Tendenz zum Alles-oder-Nichts-Denken: Wenn nicht alles gut wird, ist alles schlecht. Wenn Glück nicht vollkommen ist, lohnt sich nichts. Viele erleben an dieser Stelle tiefe Frustration und Wut: Wenn die innere Leere bleibt, obwohl sie sich so bemüht haben, folgt nicht selten ein Impuls zur Selbstzerstörung – Abbruch der Therapie, Selbstverletzung, Drogenkonsum oder impulsive Beziehungsabbrüche.

Therapeutisch ist wichtig: Diese Abstürze sind nicht Scheitern, sondern Teil der Erkrankungslogik. Sie zeigen, wie früh erworbene Strukturen wirken – insbesondere das Misstrauen gegenüber Stabilität. Ziel ist deshalb nicht, das „Loch“ der Leere zu schließen, sondern darüber zu arbeiten, trotz der Leere zu leben. Das bedeutet: Stabilität von außen aufbauen, ohne Heilungsillusionen zu nähren.

Das Eiermodell hilft, Rückfälle vorhersehbar zu machen. Wenn Therapeut:innen und Patient:innen gemeinsam verstehen, dass der Weg aus der Destruktivität immer wieder durch Phasen der Instabilität führt, lässt sich verhindern, dass Abstürze als persönliches Versagen gedeutet werden. Stattdessen entsteht die Haltung: „Ich weiß, warum das passiert – und wir gehen weiter.“

Das Ziel bleibt realistisch: kein Versprechen von Glückseligkeit, sondern mehr Lebensfähigkeit im Alltag – wohnen, Schule oder Arbeit halten, Beziehungen gestalten, Selbstverletzung reduzieren, Drogen vermeiden, Therapie fortsetzen. Keine großen Wunder, aber echte Fortschritte.

Damit wird das Eiermodell zu einem Werkzeug, um die Dynamik zwischen Aufstieg und Rückfall zu verstehen – und um Halt zu finden, wo vorher nur Kreisen war.

Wir freuen uns über Rückmeldungen, Fragen und Erfahrungen zu diesem Modell – denn: Vor jedem „Erzähl mal“ steht ein „Ich hör mal“.

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