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Page de couverture de UGHW: Mahlzeit

UGHW: Mahlzeit

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Der Volksmund spricht ja gerne. Nicht selten auch mit vollem Mund. Das spart Zeit und reduziert den Appetit des Gegenübers. Steht aber als echtes No-Go in Knigges kleiner Lebenshilfe. Das Bild vom Unfall im Tunnel drängt sich auf, vor allem wenn es Fleischwurst mit roter Soße gibt. Der Volksmund sagt dann gerne so Sachen wie „Man ist, was man isst.“ Das ist die unakademische Version von der Maxime des dialektischen Materialismus („Das Sein bestimmt das Bewusstsein“, Kalle Marx). Zurück zu Tisch. Wenn in Deutschland am Herd gebrutzelt wird, stehen gerichtlich auf dem Siegertreppchen: Pizza, Lasagne und Spag Bollo! Allen Kochshows zum Trotz. Erst auf Platz fünf liegt mit der Rinderroulade ein deutscher Klassiker neben dem Rotkohl. Wäre Kochen in Deutschland olympisch, müsste die heimische Küche um die Sportförderung bangen. Sobald die Einwohner dieses Landes auswärts essen gehen, ist Döner die klare Nummer eins. Und wenn schon Essen mit Hinsetzen und Kerze auf dem Tisch, gewinnt Italien vor Griechenland, China und Vietnam. Es gibt alleine 22.000 italienische Restaurants (die 2.500 Eiscafés nicht mitgerechnet). Das sind mehr als katholische und evangelische Kirchengemeinden zusammen Anders gesagt: Auf jedes deutsche Opernhaus kommen 190 Italiener! Mamma mia. Rein kulinarisch sind wir Deutschen also entweder Südländer oder Asiaten. Die meisten unserer Lieblings-Restaurants sind echte Familienbetriebe. Gekocht wird von ehemaligen Gastarbeitern und ihren Nachkommen. Tatsächlich steht auf den Leuchtreklamen unseres Stadtbildes selten „Deutsches Haus“. Aber jeder wie er will. Doch es gibt eiserne Regeln, gegen die die Vorgaben des örtlichen Gesundheitsamtes wie unverbindliche Vorschläge wirken. 1. Wenn Restaurants im ersten Stock sind, müssen es Chinesen sein! 2. Wenn bei Italienern die Tischdecke nicht rot-weiß kariert ist, wird zur Kompensation die CD Italohits 92 gespielt. Durchgehend. 3. Wenn Steakhouse und Rippchen, dann satt. Für Griechen gelten zahlreiche Sonderregeln. Die Bundes-Kegelbahn im Keller ist natürlich Pflicht. Ebenso wie die Serviette mit Akropolis vorne und den zehn wichtigsten Vokabeln hinten. Baupolizeilich wird eine sehr grob verputze weiße Wand erwartet. Gips-Götter-Statuen ohne Arme sollten, 5-Liter Metaxa-Flaschen müssen. Knifflig wird es erst nach dem Verspeisen von Knorpelplatte/Tsatsiki/Pommes: Muss wirklich beim obligatorischen Ouzo aufs Haus der Kinderschnaps immer Sprite sein oder geht auch Fanta? Man weiß es nicht. Wir sollten Abstimmen. Dafür haben uns die Griechen schließlich die Demokratie beigebracht. Zum Schluss egal. Hauptsache lecker. Apropos lecker. Auf der großen Insel am Rande der Nordsee klingen gastronomische Einrichtungen ja immer sehr dramatisch! Was kann/ muss/ darf man hinter der Tür von Red Lion, King’s Head oder Blue Dragon erwarten? Vermutlich eine Mischung aus Ritter der Kokosnuss und Kammer des Schreckens. Zumindest klingt es wie ein Escape Room. Aber nein! Zumeist handelt es sich um gemütliche Horte des kommunikativen Daydrinkings. Wohnzimmer mit Tresen, Teppich und Spielautomat. Selbst das Essen ist landesüblich erträglich. Also Cheers, Salute, Yamas oder Şerefe bzw. – wenn auch selten – Prost. So sagt man und meint „Zum Wohl!“ Nur in China sagt man Ganbei, wörtlich übersetzt „leeres Glas!“ und es ist die Aufforderung, das Getränk komplett zu leeren. Sofort! Also „Nich lang schnacken, Kopp in Nacken.“ Jetzt kopieren die Chinesen sogar schon das deutsche Saufen. Wenn die jetzt noch das Oktoberfest irgendwo in der chinesischen Provinz nachbauen, stellt sich jetzt mal ernsthaft die Frage, ob unsere Oktoberfeste auf dem Karstadt-Parkdeck überhaupt noch Sinn machen! Schon wegen Kultur, Lightbild, Stadtbild und so. Dies – und vieles mehr – in der 38. Folge von: Ungefährliches Halbwissen – The Last Missing Podcast.
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