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WortMelder

WortMelder

Auteur(s): Andrea Radtke Carmen Voigt und Aileen Pinkert Universität Erfurt
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Jeden Tag suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Uni Erfurt nach Antworten auf gesellschaftlich relevante Fragen. Im Wissenschaftspodcast WortMelder wollen wir ihnen auf den Zahn fühlen und mit ihnen über Themen sprechen, die uns alle angehen.

Universität Erfurt, Hochschulkommunikation
Science Sciences sociales
Épisodes
  • Der GOTHA: Große Wandelbarkeit eines Hofkalenders
    Oct 28 2025

    „Für die Adelshandbücher und Lexika des 19. und 20. Jahrhunderts wird der GOTHA die Blaupause“, sagt Dr. Petra Weigel.

    Napoleon hat ihn zensiert, trotz seiner begrenzten Käufergruppe – die gut zurecht kam mit der kleinen und eng gesetzten Schrift (aka Augenpulver!) – konnte er sich fast 200 Jahre behaupten, und bis heute gilt er als wichtiger Vorreiter vieler medialer Produkte des 19. und 20. Jahrhunderts: der Gothaische Hofkalender, der GOTHA, ist das wichtigste Adelslexikon Europas.

    Im Rahmen des 1250-jährigen Jubiläums der Stadt Gotha hat die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt dem berühmten Adelskalender unter dem Titel „ADEL MACHT STAAT“ erstmals eine Ausstellung gewidmet. Warum der GOTHA trotz seiner Ausstrahlkraft bisher kaum erforscht wurde, wie er sich so lange am Buchmarkt halten konnte und wie es gelingt, aus 700 wenig erschlossenen Bänden, die im Archiv zusammen über 20 Meter fassen, eine anregende und höchst informative Ausstellung zu konzipieren, besprechen wir in dieser Folge mit den beiden Kurator*innen Dr. Petra Weigel, Abteilungsleiterin der Sammlung Perthes und Sven Ballenthin, Mitarbeiter der Sammlung Perthes.

    „Dem GOTHA gelingt es, sich Zeit seines Erscheinens in großer Wandelbarkeit zu präsentieren“, berichtet Sven Ballenthin.

    Adelskalender erscheinen jährlich im Format eines Taschenbuchs in verschiedenen Ausgaben und sind typische Zeugnisse der Buch- und Verlagskultur des 18. Jahrhunderts. Als sich das Herzogtum Gotha im 18. Jahrhundert zu einem überregional bekannten Verlagsort entwickelte, erschienen dort die ersten Kalender. Mit dem Vertrieb des GOTHA gründete sich der berühmte Justus Perthes Verlag Gotha, der heute vor allem durch seine hochwertigen Atlanten und Karten bekannt ist. Dennoch ist der GOTHA das am längsten verlegte Produkt des Verlags. Die zunächst sehr eingeschränkte Zielgruppe eines adeligen Adressat*innenkreises erweitert sich zunehmend, mit der Zeit ließen sich auch immer mehr Teile eines bürgerlichen Publikums von den Texten „zum Nutzen und Vergnügen“ im Gothaischen Hofkalender bzw. Almanach de Gotha unterhalten und informieren. Auch hier rangiert der frühe Gothaische Hofkalender mit seinen vielfältigen Texten, Kupferstichen und Zeichnungen als Vorbild für zahlreiche später erscheinende Medien wie etwa Reisejournale, Illustrierte und Modezeitschriften.

    Der GOTHA stieg zum bedeutendsten genealogischen Standardwerk des europäischen Adels auf und wurde zum einflussreichen Handbuch der Staaten der Welt – gelungen ist das durch seine große Kontinuität (jährliche Veröffentlichung), seine redaktionelle Genauigkeit (penibel recherchierte Verwandtschaftsverhältnisse mussten überprüft werden) und seine hohe Anpassungsfähigkeit an moderne Entwicklungen und zeitgenössische politische Strömungen. Erst jüngst wurde der GOTHA selbst Gegenstand eines Forschungsprojekts der Universität Hamburg, die den Hofkalender als wichtigstes genealogisches Kompendium der Moderne untersucht, um Abstammungsbeziehungen und die Verwandtschaftsstrukturen der Adelsschichten besser nachvollziehen zu können und so die Familiengeschichten zu erforschen. Erste Ergebnisse dieser Forschung finden sich ebenfalls in der Jahresausstellung der Forschungsbibliothek Gotha wider.

    Dr. Petra Weigel ist Abteilungsleiterin der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt für die Sammlung Perthes. Zuvor arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Thüringische Landesgeschichte und Mittelalterliche Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena und war Lehrbeauftragte am Historischen Institut. In ihrer Promotion hat sie sich mit der Geschichte des Franziskanerordens im Spätmittelalter auseinandergesetzt. Weigel ist Mitglied der Historischen Kommission für Thüringen.

    Sven Ballenthin arbeitet ebenfalls an der Forschungsbibliothek Gotha und betreut das Archiv der Sammlung Perthes und damit verbundene Projekte. Davor war er Mitarbeiter am Lehrstuhl Neuere Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Gothaische Hofkalender zählt zu seinen Forschungsinteressen.

    Alle Podcastfolgen auch unter: https://www.uni-erfurt.de/forschung/aktuelles/wissenschaftspodcast-wortmelder

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    52 min
  • Bedroht die Macht digitaler Plattformen unsere Demokratie?
    Sep 23 2025

    „Politiker*innen müssen aus der Logik des Repräsentierens heraus immer in den Medien ihrer Zeit vorkommen: Sie müssen kanalgerecht kommunizieren“, sagt Prof. Dr. Thorsten Thiel

    Die fortschreitende Digitalisierung verändert nicht nur unseren Alltag, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf demokratische Strukturen und Prozesse. Technologische Infrastrukturen beeinflussen, wie sich Menschen politisch organisieren, informieren und beteiligen. Während eine frühe Euphorie – etwa zur Zeit des Web 2.0 – auf eine Demokratisierung durch freien Zugang zu Wissen und unmittelbare Partizipation setzte, zeigt sich heute ein ambivalenteres Bild, erklärt unser Gast Prof. Dr. Thorsten Thiel in dieser Folge: Zwar ermöglichten digitale Netzwerke kollektive Mobilisierung (z. B. beim Arabischen Frühling oder #MeToo), gleichzeitig aber entstehen neue Machtzentren, Fragmentierungen und Filterblasen, die die politische Öffentlichkeit verändern und polarisieren. Zudem verändert sich das Verhältnis zu den Medien: Informationen verbreiten sich heute rasant über soziale Netzwerke, wodurch traditionelle journalistische Standards unter Druck geraten. Hochwertiger Journalismus ist immer schwerer refinanzierbar, und Politiker*innen stehen mehr denn je vor der Herausforderung, sich kanalgerecht zu inszenieren, ohne dabei an Tiefe oder Glaubwürdigkeit zu verlieren.

    Trennung von „Online“ und „Offline“ überholt: Die Plattformlogik sozialer Medien fördere Reichweite oft durch Emotionalisierung und Zuspitzung, was Polarisierung und Radikalisierung begünstigen kann – besonders in ohnehin angespannten politischen Systemen wie ganz aktuell den USA. Auch Fake News zirkulieren, wenn auch meist in begrenzten Gruppen. Der Wunsch nach unregulierter digitaler Freiheit – lange Zeit ein europäischer Sonderweg – wurde durch Enthüllungen wie die von Edward Snowden erschüttert. Heute zeigt sich, dass digitale Räume nicht neutral sind, sondern hegemoniale Interessen und ökonomische Machtverhältnisse widerspiegelten. Angesichts der rasanten Entwicklung von KI und digitaler Erfassung wächst das Bedürfnis nach einer stärkeren politischen Regulierung. Dabei braucht es nicht nur staatliches Handeln, meint Thorsten Thiel, sondern v. a. „eine wahnsinnig starke Zivilgesellschaft.“

    Thorsten Thiel ist Professor für Demokratieförderung und Digitalpolitik an der Universität Erfurt. Zuvor arbeitete er u. a. als Leiter der Forschungsgruppe „Demokratie und Digitalisierung“ am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft und als Koordinator des Leibniz-Forschungsverbundes „Krisen einer globalisierten Welt“. Studiert hat Thiel Politische Wissenschaft, Soziologie und Wirtschafts- sowie Sozialgeschichte an der RWTH Aachen. Er promovierte zum Thema „Verfassung jenseits des Staates“ mit einer Arbeit zum Demokratiediskurs in der Europäischen Union. Thiel hatte Gastforscheraufenthalte an der Stanford University und am University College London. Gemeinsam mit Christian Volk gibt er die Schriftenreihe „Internationale Politische Theorie“ im Nomos-Verlag heraus. Im Jahr 2010 gründete er den Blog theorieblog.de, den er bis heute mit herausgibt.

    Alle Podcastfolgen auch unter: https://www.uni-erfurt.de/forschung/aktuelles/wissenschaftspodcast-wortmelder

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    48 min
  • 100 Tage Papst Leo XIV.: Ein Weltbürger
    Aug 21 2025

    “Papst Leo XIV. hat auf drei Kontinenten gelebt. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass er die von seinem Vorgänger Papst Franziskus begonnene Weltsynode fortführt,“ sagt Prof. Dr. Myriam Wijlens.

    Vor 100 Tagen wurde mit Papst Leo XIV. der erste US-amerikanische Papst gewählt. Zwischen den Sprachen Italienisch, Englisch und Spanisch wechselt Papst Leo XIV. mühelos. Auch ein Grund, warum viele der Gläubigen sofort begeistert waren. Erfreut über den Ausgang der Papstwahl war auch Prof. Dr. Myriam Wijlens, Professorin für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Sie berät Bischöfe und Päpste, zudem ist und war sie Konsultorin der Weltsynode. Mit ihr haben wir eine Zwischenbilanz zum neuen Pontifikat gezogen.

    In unserem Gespräch gibt Wijlens persönliche Einblicke in ihre Begegnungen mit dem ehemaligen Kardinal Robert Prevost und dem neuen Papst Leo. Ihr Fokus liegt dabei stets auf einer stärkeren Dezentralisierung der Kirche, um lokalen Kontexten mehr Gewicht zu verleihen. Eine Entwicklung, die sie auch durch den neuen Papst gestärkt sehen will.

    Myriam Wijlens ist Professorin für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Nachdem Papst Franziskus sie 2018 zum Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen ernannt hat, wurde sie drei Jahre später – ebenfalls durch ihn – zur Konsultorin der Bischofssynode ernannt. Im vergangenen Jahr wurde sie als erste katholische Frau zur stellvertretenden Moderatorin der Kommission Glaube und Verfassung beim Weltrat der Kirchen gewählt.

    Studiert hat sie in Nijmegen und an der Saint Paul University in Ottawa. In Münster arbeitete sie als Richterin und Verteidigerin am Diözesan-Ehegericht, später habilitierte sie sich am Institut für Kirchenrecht der Universität Münster.

    Alle Podcastfolgen auch unter: https://www.uni-erfurt.de/forschung/aktuelles/wissenschaftspodcast-wortmelder

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    48 min
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